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14.02.2022 | (rsn) – In seinen ersten beiden Profijahren startete Jonas Rutsch (EF Education – EasyPost) bereits jeweils Ende Januar oder spätestens Anfang Februar in die Saison. Diesmal wird der Klassikerspezialist erst am 18. Februar in Frankreich bei der dreitägigen Tour des Alpes Maritimes et du Var (2.1) seine ersten Rennkilometer absolvieren. Einen besonderen Grund für den späteren Einstieg gebe es nicht. “Aber ich merke, dass ich jetzt schon richtig Bock auf Radrennen habe, schon förmlich mit den Hufen scharre“, erklärte Rutsch gegenüber radsport-news.com.
Zuversichtlich stimmt den Odenwälder, dass er ohne Probleme durch den Winter gekommen ist. “Ich hatte keine Krankheiten, keine Stürze, es lief wirklich ideal und die Zahlen zeigen, dass die Form passen sollte“, sagte Rutsch und betonte, dass sich nach zwei Jahren im Profi-Peloton durch die vielen Rennen sein Leistungsvermögen deutlich verbessert habe. “Ich fühle mich auf einem deutlich höheren Grundniveau und konnte direkt spezifischer trainieren.“
Jonas Rutsch an der Mur de Bretagne. Der 24-Jährige überzeugte bei seinem Tour-Debüt 2022. | Foto: Cor Vos
Ob er schon gleich beim Saisonauftakt Akzente wird setzen können? “Die erste Rundfahrt dient ja meistens dazu, den Rennrhythmus zu bekommen“, entgegnete Rutsch, um optimistisch anzumerken: “Wenn ich gut trainiert habe, dann bin ich auch direkt im ersten Rennen gut. Das eine bedingt bei mir das andere. Und da ich gut trainiert habe…“, ließ er Raum für Spekulationen.
Zu einem ersten echten Härtetest soll Ende Februar zum Auftakt der belgischen Klassikersaison dann aber der Omloop Het Nieuwsblad werden, zumal Rutsch sich in diesem Frühjahr wieder auf die Kopfsteinpflasterklassiker konzentrieren wird. Sein Highlight soll am 17. April Paris-Roubaix werden. Bei der “Königin der Klassiker“ geht es für Rutsch vor allem darum, seine beeindruckende Premiere zu bestätigen. Bei der in den Herbst verschobenen letztjährigen Ausgabe des Rennens belegte er im berühmten Velodrome von Roubaix den elften Platz und war damit bester deutscher Profi.
Jonas Rutsch in der “Hölle des Nordens“. Das Foto entstand in der frühen Rennphase, als der Matsch noch nicht alle Fahrer mit einer dicken Schlammschicht überzogen hatte. | Foto: Cor Vos
Diesmal gehe es nicht zwingend darum, ein noch besseres Ergebnis einzufahren, auch wenn Rutsch nichts dagegen einzuwenden hätte. Im Vordergrund stehe vielmehr seine fahrerische Entwicklung. Auch deshalb verspürt Rutsch auch keinen Druck, seinem Auftritt vom vergangenen Oktober noch einen draufsetzen zu müssen. “Jeder hat ja auch das Recht auf einen schlechten Tag. Wir sind keine Maschinen“, erklärte er.
Allerdings verleihe der elfte Platz eine Mischung aus Kraft, Gelassenheit und Vertrauen in die eigene Stärke. Die Kapitänsrolle beansprucht Rutsch innerhalb seiner Mannschaft dennoch nicht für sich. “Wir haben viele starke Fahrer dazu bekommen und ich bin überzeugt, dass wir eine richtig starke Klassikerkampagne fahren werden“, sagte er im Vertrauen auf die kollektive Stärke seines Teams.
EF Education wird auf der Bühne der Tour de France präsentiert. | Foto: Cor Vos
Seine Rolle innerhalb der Klassikerfraktion werde sich im Verlauf des Frühjahrs deutlicher abzeichnen. Bedeutet: Fährt Rutsch schon in den ersten Rennen stark, so wird er auch bei Paris-Roubaix seine Freiheiten bekommen. Da sich das Radsport-Monument aber durch viele Unwägbarkeiten auszeichnet, wird EF Education - EasyPost wie andere Teams auch nicht nur auf einen Kapitän setzen.
Zu früh zu gut in Form sein will der offensivfreudige Rutsch auch nicht. “Bis zu Roubaix ist es ja noch etwas hin“, erklärte er. Noch etwas länger dauert es bis zum Start der Tour de France. Auch wenn Rutsch auf die Frage nach einer möglichen Teilnahme vage blieb, scheint nichts dagegen zu sprechen, dass er am 1. Juli in Kopenhagen am Start steht. “An meinem Rennkalender sollte sich im Vergleich zur Vorsaison nur wenig ändern“, sagte der gebürtige Erbacher.
Jonas Rutsch abgekämpft im Ziel. Der 1,97 Meter lange Profi hat wieder alles gegeben. | Foto: Cor Vos
Zur Erinnerung: 2021 überzeugte Rutsch bei seiner Tour-de-France-Premiere sogar im Hochgebirge als wichtiger Helfer des Kolumbianers Rigoberto Uran – und das als knapp zwei Meter großer und kraftvoller Fahrer.
Rutsch wird jedenfalls auch 2022 wieder einige der bedeutendsten Rennen des internationalen Kalenders bestreiten. Vielleicht wird dann auch der erste Profisieg fällig. Den will er aber nicht mit aller Macht erzwingen. “Der Prozess muss weiterlaufen. Ich fühle mich bereit, weitere Schritte gehen zu können“, nannte Rutsch das große Ziel für sein drittes Jahr bei den Profis.
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