Niederländer gewinnt Romandie-Prolog, Arndt Achter

Zijlaard fliegt am schnellsten um die 13 Kurven von Payerne

Von Felix Mattis

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Maikel Zijlaard (Tudor) auf dem Weg zum Sieg im Prolog der Tour de Romandie. | Foto: Cor Vos

23.04.2024  |  (rsn) – Maikel Zijlaard (Tudor) hat seinem Ruf als Spezialist für sehr kurze Prologe alle Ehre gemacht und in Payerne das 2,3 Kilometer lange Auftaktzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen.

Der Neffe der mehrfachen Olympiasiegerin und Weltmeisterin Leontien Zijlaard-van Moorsel war bereits als 27. der 161 Starter von der Rampe gerollt und entschied den Kampf gegen die Uhr in 2:55 Minuten mit 0,90 Sekunden Vorsprung vor dem Australier Cameron Scott (Bahrain Victorious) durch, der erst sehr spät ins Rennen gegangen war. Platz drei ging etwas überraschend an Julian Alaphilippe (Soudal – Quick-Step), der nur um 2,31 Sekunden an Zijlaards Bestmarke scheiterte.

"Es ist verrückt, ich kann’s noch gar nicht glauben. Ich bin ja ziemlich früh gestartet und die letzten beiden Stunden waren die schlimmsten meines Lebens, weil ich es so sehr für mich und mein Team wollte", strahlte Zijlaard im Sieger-Interview. "Wir haben uns in jeder Hinsicht so gut vorbereitet und es ist super schön zu zeigen, dass wir zu so was wie heute in der Lage sind. Ich bin super glücklich, dem Team das geben zu können. Ich bin ziemlich gut in einem solchen Zeitfahren und bin mit dem Ziel 'Prolog' hier angereist. Dass es jetzt so kommt, ist kaum zu glauben. Aber es ist Realität und ich bin total happy."

Vierter wurde Alaphilippes französischer Landsmann Dorian Godon (Decathlon – AG2R / + 0:03) vor dem Portugiesen Ivo Oliveira (UAE Team Emirates / + 0:03). Nikias Arndt fuhr als bester deutschsprachiger Profi mit vier Sekunden Rückstand auf den achten Rang.

Speziell am nur 2,3 Kilometer langen Prolog von Payerne war, dass die Strecke ganze zehn 90-Grad-Ecken und drei weitere, langgezogene Kurven beinhaltete – viele harte Antritte und kaum lange Geraden, um sich in die Aero-Position zu begeben. Entsprechend fuhren fast alle Fahrer auch nicht auf Zeitfahrmaschinen, sondern auf Straßenrädern.

Unter den Kandidaten für ein Spitzenergebnis in der Gesamtwertung am Ende der sechstägigen Rundfahrt durch die französischsprachige Schweiz waren zum Auftakt Ilan Van Wilder (Soudal – Quick-Step / + 0:04) und Enric Mas (Movistar / + 0:05) auf den Plätzen zwölf und 17 die Schnellsten. Auf Tuchfühlung mit ihnen blieben aber auch Lenny Martinez (Groupama – FDJ / + 0:06) und Juan Ayuso (UAE Team Emirates / + 0:06) sowie Aleksandr Vlasov (Bora – hansgrohe / + 0:07), Adam Yates (UAE Team Emirates / + 0:08) und Damiano Caruso (Bahrain Victorious / + 0:08).

Die Gesamtwertung entspricht nach dem Prolog dem Tagesergebnis, da es keine Zeitbonifikationen für die Top 3 gab.

So lief der Prolog der Tour de Romandie:

Eine frühe Bestzeit setzte gleich unter den ersten zehn Startern bei bewölkten, aber trockenen sieben Grad der Franzose Dorian Godon (Decathlon – AG2R) in 2:58 Minuten. Alex Aranburu (Movistar) und Tim van Dijke (Visma – Lease a Bike) scheiterten daran beide nur knapp, aber Tao Geoghegan Hart (Lidl – Trek) kassierte als einer der ersten auf die Strecke gehenden Gesamtwertungs-Kandidaten bereits neun Sekunden auf den Franzosen, Guillaume Martin (Cofidis) und Alexey Lutsenko (Astana Qazaqstan) sogar je 13 und Louis Meintjes (Intermarché – Wanty) ganze 20.

Dann aber rollte Zijlaard von der Startrampe. Der Drittplatzierte des ähnlich veranlagten Prologs der Deutschland Tour im Vorjahr in Sankt Wendel ließ seine Muskeln spielen, ging um die 13 Kurven viel Risiko und unterbot die Godon-Bestmarke in 2:55 Minuten nochmal um drei Sekunden – eine Marke, an der sich bis zum Schluss des Tages alle anderen die Zähne ausbissen.

Zijlaards 21-jähriger, deutscher Teamkollege Marco Brenner war zehn Sekunden langsamer. Nikias Arndt (Bahrain Victorious) aber kam Zijlaard näher und blieb unter der 3-Minuten-Marke, was ihm zum besten Deutschen machte und zunächst in die Top 5 brachte.

Das Profil des Prologs bei der Tour de Romandie. | Grafik: Tour de Romandie

Von den Kandidaten auf den Gesamtsieg waren in der ersten Rennhälfte unter anderem Richard Carapaz (EF Education – EasyPost) und Egan Bernal (Ineos Grenadiers) unterwegs, die 15 beziehungsweise 14 Sekunden auf Zijlaard verloren. Zuvor hatten sich Juan Ayuso (UAE Team Emirates / + 0:06) und Lenny Martinez (Groupama- FDJ / + 0:06) sowie Aleksandr Vlasov (Bora – hansgrohe / + 0:07) bereits noch besser geschlagen. David Gaudu (Groupama – FDJ / + 0:13) und Thymen Arensman (Ineos Grenadiers / + 0:14) dagegen blieben im Bereich der beiden Südamerikaner.

Wirklich beeindrucken konnte dann aber der Spanier Enric Mas (Movistar), der nur um fünf Sekunden an Zijlaard scheiterte, bevor auch Damiano Caruso (Bahrain Victorious) und Jai Hindley (Bora – hansgrohe) mit je neun Sekunden Rückstand ordentliche Ergebnisse für Kletter-Spezialisten einfuhren.

Alaphilippe kommt nah ran, Hayter geht übers Limit

Für einen echten Paukenschlag sorgte aber Julian Alaphilippe (Soudal – Quick-Step). Der Franzose fuhr nach seinem verkorksten Frühjahr, geprägt durch eine Fraktur am linken Schienbeinkopf, mit viel Risiko um den Prolog-Parcours und schob sich bei nur 2,31 Sekunden Rückstand auf den zweiten Platz. Noch gefährlicher für Zijlaard schien Ethan Hayter (Ineos Grenadiers) zu sein: Der Brite fuhr sehr schnell um die Ecken, aber irgendwann auch zu schnell. In einer der Linkskurven rutschte er weg und blieb zwar auf dem Rad, krachte aber beinahe in die Absperrgitter und musste sogar anhalten. Am Ende fehlten ihm trotzdem nur 15 Sekunden zur Spitze.

Um 16:45 Uhr, für die letzten 45 Starter, veränderten sich die Bedingungen dann minimal: Es fielen ein paar Regentropfen vom Himmel, glücklicherweise setzte aber kein richtiger Regen ein. Das wäre auf diesem Parcours fatal gewesen. So aber fuhr Titelverteidiger Adam Yates (UAE Team Emirates) trotz Regentropfen nur 8,26 Sekunden langsamer als Zijlaard und gehörte zu den besten Kletterern des Prologs.

Oliveira der Beste mit Zeitfahrrad, Scott lässt Zijlaard noch zittern

Von den letzten 40 Startern scheiterten die meisten dann relativ deutlich an den besten Zeiten, dann aber kam der Portugiese Ivo Oliveira (UAE Team Emirates) und kam bis auf 3,24 Sekunden an Zijlaard heran. Das Spezielle: Oliveira war einer von sehr wenigen Fahrern, die den Prolog mit dem Zeitfahrrad absolvierten. Direkt nach ihm rauschte Antoine Aebi (Nationalteam Schweiz) über den Parcours und verlor ebenfalls nur vier Sekunden. Richtig zittern musste der Mann auf dem Hot Seat aber dann knapp zehn Minuten vor Rennende, als der Australier Cameron Scott (Bahrain Victorious) dem Zielstrich entgegenspurtete und nur um 0,90 Sekunden an der Bestmarke scheiterte.

Unter den letzten Fahrern waren dann noch Simon Yates (Jayco – AlUla) und Brandon McNulty (UAE Team Emirates) unterwegs. Yates verlor 9,23 Sekunden auf Zijlaard und der US-Amerikaner 11,19, so dass Zijlaards Sieg besiegelt war.

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