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28.10.2013 | (rsn) – Nach 15 Jahren als Profi beendet Bert Grabsch zum Saisonende seine Profikarriere. Das kündigte der Zeitfahrweltmeiser von 2008 im Gespräch mit Radsport News an. Im ausführlichen Interview blickt der 38-Jährige auf seine lange und erfolgreiche Profilaufbahn zurück.
Herr Grabsch, Sie haben Sich entschieden, Ihre Karriere zu beenden. Was sind die Gründe?
Grabsch: Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich gerne noch weiter gefahren wäre. Ein Jahr hätte ich noch dran gehängt. Ich bin mir sicher, dass ich sportlich hätte noch mithalten können. Ich denke, die Leute im Radsport wussten, warum es bei mir im zurückliegenden Jahr nicht rund lief. Die Teamsuche hat sich dann aber äußerst schwierig gestaltet. Ich hatte meine Ansprüche, wollte mich nicht unter Wert verkaufen. Ich habe immer noch darauf gehofft, dass ein zufrieden stellendes Angebot kommt, dies war jedoch nicht der Fall.
Haben Sie sich in den letzten Wochen gedanklich schon darauf vorbereitet?
Grabsch: Anfangs war ich schon optimistisch. Aber als klar war, dass es mit einem WorldTour-Team nichts werden würde, war ich schon frustriert und enttäuscht. Mein Urlaub zuletzt mit meiner Familie hat mir aber gut getan, dabei habe ich dann auch diesen Entschluss gefasst.
Weshalb waren Sie bei der Teamsuche letztlich erfolglos?
Grabsch: Viele Teams verschwinden im Winter von der Bildfläche. Somit waren viele Fahrer auf dem Markt. Da braucht es auch Vitamin B, um noch einen Platz zu bekommen. Ein bisschen davon hätte ich auch gut gebrauchen können, aber einige ehemalige Kollegen haben sich wohl nicht mehr an meine Helferdienste erinnern können oder wollten kein gutes Wort für mich einlegen. Das hat mich ehrlich gesagt schon sehr getroffen.
Kann man sagen, dass 2013 ein Jahr der Enttäuschungen war?
Grabsch: Das kann man. Ich hatte wenige Rennen, kaum WorldTour-Wettbewerbe, keine Tour de France. Ich war in diesem Jahr sehr oft down. Ich würde sagen, dass es das schwierigste Jahr meiner Karriere war.
Wie sieht Ihre Zukunft aus?
Grabsch: Ich möchte dem Radsport erhalten bleiben, und auch relativ zeitnah ein neues Betätigungsfeld finden. Ich könnte mir gut vorstellen, bei einer Radfirma zu arbeiten. Da ich in den letzten 15 Jahren doch auch einen Einblick in den Material-Bereich gewinnen konnte, wäre dies ein prädestiniertes Gebiet für mich. Es gibt immer wieder Stellenangebote, aber ich muss mich ganz normal bewerben, werde nicht bevorzugt behandelt. Und das finde ich auch gut so.
Lassen Sie uns auf Ihre Karriere zurückblicken. Können Sie sich noch an Ihren Profisieg erinnern?
Grabsch: Das müsste 1999 bei der Regio-Tour gewesen sein. Es war ein Zweiersprint mit Mariano Piccoli. Ich erinnere mich noch gut an diesen Tag, auch wenn es schon über 14 Jahre her ist. Damals sind wir sogar noch ohne Helm Rennen gefahren. Heute ist das unvorstellbar.
Damals standen Sie noch ganz am Anfang Ihrer Karriere. Welche Erwartungen hatten Sie?
Grabsch: Mein Ziel war es, ein richtiger Profi zu werden, also in der ersten Division zu fahren. Ich wollte schon damals ein guter Zeitfahrer werden. Außerdem wollte ich als Ausreißer Etappen gewinnen. Das ist mir dann ja auch in meiner Karriere mehrmals gelungen.
Hatten Sie ein Vorbild?
Grabsch: Ich habe mich schon immer auf mich konzentriert, aber natürlich war Jan Ullrich, der ja wie ich die dicken Gänge getreten hat, schon jemand, an dem man sich orientiert hat.
Nach Ihrer Zeit beim Team Cologne schlossen Sie sich 2000 jenem Phonak-Team an, mit dem Sie 2001 in die erste Division aufstiegen und dort bis Ende 2006 unter Vertrag standen. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?
Grabsch: Ich habe dort eine sehr tolle Zeit erlebt, auch wenn diese von vielen Skandalen, vielen Dopingfällen innerhalb der Mannschaft geprägt war. Ich habe dort aber gelernt, wie ein Team funktioniert. Die Infrastrukturen bei Phonak waren beeindruckend, die Mannschaft war top organisiert.
Sie sprechen die positiven Dopingtests bei Phonak an, der spektakulärste war ja der von Floyd Landis bei der Tour 2006 an. Wie sind Sie damit umgegangen?
Grabsch: Zuerst habe ich mir gedacht: 'Was machen die nur für dummes Zeug?' Aber dann kam auch Existenzangst hinzu. Der Tiefpunkt war dann natürlich der positive Test von Landis. Ich war damals bei der Tour dabei, habe drei Wochen für ihn hart gearbeitet und am Ende kam nichts dabei heraus, keine Prämien, rein gar nichts.
Kam Ihnen damals der unglaubliche Solo-Ritt Ihres Kapitäns nur einem Tag nach seinem Einbruch nicht komisch vor?
Grabsch: Im ersten Moment hatte ich mich für ihn als Teamkollegen einfach nur gefreut. Aber mit etwas Abstand hatte ich schon meine Bedenken.
Haben Sie Ihre positiv getesteten Teamkollegen damals darauf angesprochen?
Grabsch: Nein, das nicht. Aber von Landis war ich schon enttäuscht. Von ihm kam nicht ein Wort der Entschuldigung, und das nachdem wir drei Wochen lang alles für ihn gegeben hatten.
Wie haben Sie die Zeit damals erlebt?
Grabsch: Es war nicht einfach. Bei der Deutschland-Tour im Anschluss an die Tour 2006 wurden wir etwa bei der Teampräsentation gnadenlos ausgepfiffen. Das war alles andere als prickelnd
Konnten Sie die Leute verstehen, die damals gepfiffen haben?
Grabsch: Natürlich. Aber es hat einem natürlich auch hart getroffen. Ich hatte nie einen positiven Test, keinerlei Auffälligkeiten bei den Blutwerten. Ich hatte einmal einen Missed-Test, da es Probleme mit dem ADAMS-System gab, aber sonst habe ich mir nichts zu Schulden kommen lassen.
Nachdem das Team Phonak aufgelöst wurde, schlossen Sie sich T-Mobile an und blieben bei den Nachfolgemannschaften Columbia und HTC Highroad bis Ende 2011. Wie wichtig war es Ihnen. lange Zeit bei einem Team zu bleiben?
Grabsch: Natürlich war mir eine solche Konstanz wichtig. Warum hätte ich auch das Team wechseln sollen, wenn ich mich wohl gefühlt habe. Ich muss auch sagen, dass ich mit meiner Teamwahl fast immer Glück hatte.
Bei T-Mobile sind Sie letztlich zum Weltklasse-Zeitfahrer gereift. Wie kam es zu diesem Leistungssprung?
Grabsch: Bei Phonak habe ich das Zeitfahren etwas schleifen lassen. Bei T-Mobile und den Nachfolgeteams wurde hingegen großen Wert auf die Zeitfahren gelegt, es wurde viel probiert, wie etwa bei Windtunnel-Tests. Und das trug schnell Früchte. Bei der Vuelta konnte ich 2007 gleich das Einzelzeitfahren gewinnen und bei der WM in Stuttgart im Kampf gegen die Uhr Platz vier belegen.
Im Jahr darauf gelang Ihnen dann der ganz große Coup, Sie wurden Zeitfahrweltmeister. Hatten Sie das Gefühl, dass dieser Erfolg entsprechend gewürdigt wurde?
Grabsch: Man muss sagen, dass danach alle Medien darüber berichtet hatten. Aber dieser Erfolg hätte mir einfach zwei, drei Jahre früher gelingen müssen. Nach diesem Sieg hatte ich gehofft, dass sich noch ein, zwei Privatsponsoren auftun. Das ist nicht geschehen. Zu dieser Zeit befand sich der Radsport nach dem Fuentes-Skandal in einer tiefen Krise, wir galten als die bösen Buben. Entsprechend gering war das Feedback. Wäre mir der Erfolg früher gelungen, dann hätte ich heute vielleicht schon finanziell ausgesorgt.
Abgesehen von Ihren Erfolgen im Zeitfahren, galten Sie in Ihren Teams immer als zuverlässiger Helfer. Hätten Sie sich manchmal nicht mehr Freiheiten gewünscht?
Grabsch: Abgesehen von den Zeitfahren habe ich ja schon auch meine Erfolge gefeiert, wenn auch nur bei kleineren Rennen. Ich muss aber auch sagen, dass die kilometerlange Tempobolzerei für mich auch das ideale Training für die Zeitfahren war. Es war ein harter Job, mit Blick auf die Zeitfahren war er aber super. Mit meiner Rolle als Helfer habe ich mich zufrieden gegeben.
Nach dem Aus von HTC Highroad, schlossen Sie sich Anfang 2012 Omega Pharma-Quick-Step an. Wie bewerten Sie diese Zeit?
Grabsch: Im ersten Jahr wurde ich mit offenem Armen empfangen und wurde auch für die Tour de France nominiert. Alles war gut. Allerdings sind wir bei der Tour ohne großen Kapitän, ohne Sprinter angetreten, so dass ich mit meinen Helferdiensten nicht so zum Zug gekommen bin. Als im Winter Cavendish verpflichtet wurde, hatte ich schon gehofft, dann auch mit ihm die Tour bestreiten zu können, wie es über Jahre hinweg erfolgreich bei HTC Highroad der Fall war. Letztlich habe ich aber nur ein Rennen mit ihm bestritten. Über das Team will ich nicht schlecht reden. In Belgien zu fahren, die ganzen euphorischen Fans zu erleben, war eine neue Erfahrung. Letztlich hat nur die Rennplanung im zweiten Jahr nicht gestimmt.
War dies auch der Grund, weshalb es bei Ihnen sportlich nicht lief?
Grabsch: Genau, ich hatte einfach zu wenig Renntage, um richtig in Schwung zu kommen. Wie erwähnt brauche ich einfach das Tempobolzen in den Rennen, um auch bei den Zeitfahren starke Leistungen zu bringen. Mit etwa 50 Renntagen war das nicht möglich.
Haben Sie in Ihrer Karriere alles erreicht, was Sie sich gewünscht hatten?
Grabsch: Ich habe vieles erreicht. Nur eine Medaille im Zeitfahren der Olympischen Spiele hätte ich gerne errungen. Ich war zwei Mal dabei, mein bestes Ergebnis war Rang acht.
Sie haben als Profi viele Erfolge feiern können. Wem haben Sie dafür besonders zu danken?
Grabsch: Puh..., da gibt es viele. Ich möchte hier gar nicht alle aufzählen, da würde ich nur Leute zu unrecht vergessen. Ich möchte mich aber bei jedem bedanken, der mich in den letzten Jahren unterstützt hat. Das weiß ich sehr zu schätzen und bedeutet mir sehr viel.
(rsn) - Vertragsverlängerungen, Wechsel(-gerüchte), Verletzungen, Sponsoring - das alles und noch mehr finden Sie in unserer Rubrik Kurz gemeldet, die wir täglich auf den neuesten Stand bringen. He
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